Mahmoud Hosseini Zad ( persisch محمود حسینی زاد, mæhmud ɛ hosɛjnizɑd; * 8. April 1946 in Firūzkuh) ist ein iranischer Übersetzer zeitgenössischer deutschsprachiger Literatur ins Persische. Er ist auch Schriftsteller, Dolmetscher, Literatur-Jurymitglied und Dozent. Er gilt im Iran als der bedeutendste Übersetzer deutschsprachiger Literatur.
Leben
Als Hosseini Zad 20 Jahre alt war, ging er zuerst nach Österreich, und später München, um an der Ludwig-Maximilians-Universität zu studieren, und schloss das Studium der Politikwissenschaft 1974 mit Diplom ab. Als er in den Iran zurückkam, fing er an, für den staatlichen Rundfunk der Islamischen Republik Iran (IRIB) zu arbeiten. Gleichzeitig war er Dozent für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Teheran, der Azad-Universität und der Tarbiat-Modarres-Universität. Schon als Student in München hatte er angefangen, deutschsprachige Literatur ins Persische zu übersetzen, die Tätigkeit setzte er in Iran fort und übersetzte Theaterstücke von Brecht, sowie Romane von Dürrenmatt ins Persische. Seit Anfang des 21. Jahrhunderts übersetzt er fast ausschließlich die deutschsprachige Gegenwartsliteratur. Für seine Übersetzungen, die in vielen Auflagen veröffentlicht werden, ist er ausgezeichnet worden. Er schrieb auch zwei Theaterstücke, die Preise gewannen. Dank seiner Bestrebung sind die Werke von Judith Hermann, Ingo Schulze, Uwe Timm, Peter Stamm, Urs Widmer, vielen iranischen Lesern zugänglich. Sein Engagement für Literatur und sein Interesse für Theater und Film macht ihn zu einem hervorragenden kulturellen Vermittler.
Nach seinem Roman „Zwanzig tödliche Wunden“ wurde 2021 die TV-Serie Mortal Wound gedreht.
Bei der Diskussionsrunde im Centre Dürrenmatt Neuchâtel
Im April 2015 veranstaltete das Centre Dürrenmatt Neuchâtel Im Rahmen des Printemps Culturel eine Lesung und Diskussionsrunde mit Mahmoud Hosseini Zad. Er sprach über die Rezeption von Friedrich Dürrenmatt im Iran, sein Engagement als Übersetzer und las aus seinen Übersetzungen. Er sagte in einem Interview mit dem Schweizer Radio und Fernsehen über die Werke Dürrenmatts im Iran:
Über die Zensur im Iran sagte Hosseini Zad:
In einem Interview mit dem Deutschlandfunk Kultur erwähnte er eine Art der Öffnung in der Zensur in der Rouhani-Zeit:
Über die kulturellen Entwicklungen nach Ahmadineschad sagte er:
Übersetzungen
- Judith Hermann: Daheim, Übersetzungstitel: Khane, Teheran, 2023, Verlag Ofoq
- Friedrich Dürrenmatt: Der Pensionierte, Übersetzungstitel: Bazneschasteh , Teheran, 2021, Verlag Borj
- Friedrich Dürrenmatt: Justiz, Übersetzungstitel : Edalaat, Teheran, 2020, Verlag Borj.
- Falk Richter: Fear, Übersetzungstitel : Harass , Teheran, 2021, Verlag Nimaj
- Heiner Müller: Philloktet , Übersetzungstitel : Filiktet, Teheran, 2021, Verlag Nimaj
- Jean Genet: Les Nègres Bühnenwerk, (neu bearbeitete Übersetzung), Übersetzungstitel: Siabarzangiha, Teheran, 2017
- Judith Hermann: Aller Liebe Anfang Roman, Übersetzungstitel: Awwal e Ascheghi, Teheran, 2016, Verlag Ofoq
- R.W. Fassbinder: Nur für ein Stück Brot, Übersetzungstitel : Baray yek Tekkeh Nan, Teheran, Nilaverlag, 2016
- Gerrit Wustmann: Grüngewandt Gedichte- erschien zweisprachig, Übersetzungstitel: Sabzpusch, Bremen, 2014
- Widmer, Urs : Herr Adamson, Übersetzungstitel: Agha ye Adamson, 2014, Verlag Ofoq
- Ingo Schulze: Handy, Übersetzungstitel: Mobayl, 2014
- Judith Hermann; Emine Sevgi Özdamar; Bernhard Schlink; Ingo Schulze; Peter Stamm: Kurzgeschichten aus verschiedenen Werken, Übersetzungstitel: Asseman-e chis (Der nasse Himmel), Teheran, 2012
- Judith Hermann: Alice, Übersetzungstitel: Alice, Teheran, 2009
- Hans-Werner Kroesinger: Nach Hause kommen, Übersetzungstitel: Bazgascht be watan, Teheran, 2009
- Peter Stamm: Agnes, Übersetzungstitel: Agnes, Teheran, 2009
- Uwe Timm: Am Beispiel meines Bruders, Übersetzungstitel: Massalan baradaram, Teheran, 2008
- Friedrich Dürrenmatt: Das Versprechen, Übersetzungstitel: Ghol, Teheran, 2008
- Judith Hermann, Kurzgeschichten aus Sommerhaus später und Nichts als Gespenster, Übersetzungstitel: In suy-e rudchane (Diesseits des Flusses), Teheran, 2007
- Friedrich Dürrenmatt: Der Verdacht, Übersetzungstitel: Su-e zan, Teheran, 2006
- Hartmut Lange: Italienische Novellen, Übersetzungstitel: Hemayat az hitsch, Teheran, 2005
- Sibylle Berg; Julia Franck; Judith Hermann; Ingo Schulze: Kurzgeschichten aus den verschiedenen Werken, Übersetzungstitel: Gozaran-e ruz (Tagesablauf), Teheran, 2005
- Heinrich Böll; Peter Handke; Franz Kafka; Hermann Kant; Thomas Mann; Christoph Meckel u. a., Kurzgeschichten, Übersetzungstitel: Maghbaredar o marg (Der Tod und der Gruftwächter), Teheran, 2005
- Albert Ostermaier: Erreger, Übersetzungstitel: Wirus, Teheran, 2005
- Bertolt Brecht: Baal, Übersetzungstitel: Baal, Teheran, 2001
- Bertolt Brecht: Im Dickicht der Städte, Übersetzungstitel: Dar Dschangel e schahr, Teheran, 2001
- Bertolt Brecht: Trommeln in der Nacht, Übersetzungstitel: Seday-e tabl dar schab, Teheran, 2001
- Friedrich Dürrenmatt: Der Richter und sein Henker, Übersetzungstitel: Ghazi o Dschalladasch, Teheran, 1991, revidierte Auflage 2006
- Bertolt Brecht: Einakter, Übersetzungstitel: Tak pardeiha, Teheran, 1979
- Genet, Jean: Die Neger, (übersetzt aus der deutschen Fassung), Übersetzungstitel: Siahaan , Teheran, Verlag Tut , 1979,
- Maxim Gorki: Über Kinderliteratur. Aufsätze und Äußerungen, Übersetzungstitel: Darbare-ye Adabiyat-e Kudakan, Teheran, 1978
Werke
- Bist zachm-e kari (Mit zwanzig tödlichen Wunden), Roman, Teheran, 2016
- Sarasch ra gozascht ruy-e Felez-e sard - az Koschtan o Raftan (Er legte den Kopf auf das kalte Metall - von Töten und Verlassen) - Kurzgeschichten, Teheran, 2015
- Asseman, kippe Abr (Der Himmel, voller Wolken) – Kurzgeschichten, Teheran, 2013
- In Barf key amade... (Wann ist dieser Schnee gefallen?) – Kurzgeschichten, Tehran, 2011
- Siahi-e tschasbnak-e Schab (Die bleierne Finsternis der Nacht) – Kurzgeschichten, Tehran, 2005
- Tagarg amad emssal bar San-e Marg (Dieses Jahr hagelte es wie der Tod) – Theaterstück, Teheran, 1997
- Nahade Sar gharibaneh be Diwar (Wie eine Fremde hat sie den Kopf an die Wand gelehnt) – Theaterstück, Teheran, 1996
Preise und Auszeichnungen
- 2013: Er wurde zusammen mit Petros Markaris und Naveen Kishore am 28. August in Weimar die Goethe-Medaille verliehen.
- 2013: Bei der Umfrage unter iranischen Schriftstellern und Kritikern durch die iranische Kulturzeitschrift Tajrobeh wurde Himmel voller Wolken als das beste Buch des Jahres – in der Kategorie Erzählungen gewählt.
- 2012: Bei der Umfrage unter iranischen Schriftstellern und Kritikern durch die iranische Kulturzeitschrift Tajrobeh wurde Der nasse Himmel als das beste Buch des Jahres – Kategorie übersetzte Erzählungen gewählt.
- 2012: Die Kurzgeschichten Wann ist dieser Schnee gefallen? mit dem Haft Eghlim-Literaturpreis ausgezeichnet.
- 2010: Die Übersetzung Judith Hermanns Alice bekam den Literaturpreis Es war einmal als die beste Übersetzung des Jahres.
Einzelnachweise




