Unter Hingabe (auch: Hingebung, Devotion) versteht man den von rückhaltloser innerer Beteiligung geprägten Einsatz eines Menschen für eine Angelegenheit oder eine Person, die für den Betreffenden von höchstem persönlichem Wert ist.

Die Hingabe ist dem Engagement, der Anstrengung, dem Eifer und der Leidenschaft verwandt; ihre Bewegung ist jedoch nicht ein aktives Drängen, sondern ein Zuwenden, Sich-Öffnen und Empfangen.

Der Begriff hat seine Prägung aus der christlichen Theologie enthalten, wird heute aber meist in säkularen Zusammenhängen verwendet, etwa um das Engagement eines Menschen für einen selbstgewählten Zweck oder ein sexuelles Sich-Anvertrauen zu bezeichnen.

Begriffsgeschichte

Altertum

Bereits die Antike kannte das Motiv der Selbstopferung (devotio), etwa im Falle der Geschichte des römischen Konsuls Publius Decius Mus, der sich 340 v. Chr., um die Schlacht am Vesuv zu gewinnen, den Göttern geopfert haben soll.

Weltreligionen

Das Judentum kennt die Kawwana als Hingabe der Gläubigen beim Gebet.

Bei den Kirchenvätern wurde die devotio dann auch zum christlichen Programm, besonders bei Ambrosius, für den sie als Gottergebenheit und Frömmigkeit gemeinsam mit dem Glauben (fides) die Grundbedingung dafür bildet, dass der Mensch die Gnade Gottes erlangen kann. Im ausgehenden 14. Jahrhundert entstand in den Niederlanden die Devotio moderna, eine von der christlichen Mystik angeregte religiöse Erneuerungsbewegung, die stärker als das Mainstream-Christentum auf eine persönliche und innerliche Frömmigkeit abzielte. Auch die Andacht – als religiöse Versenkung – ist der Hingabe eng verwandt. Einen besonderen Akt der Hingabe an Gott bildet das Gelübde. Als Devotionalien bezeichnet man im Christentum Gegenstände wie z. B. Kreuze, Heiligenbilder und Ikonen, die die Frömmigkeit anregen sollen.

Eine ganz zentrale Rolle spielt die Hingabe auch im Islam. Das arabische Wort Islām (إسلام) bedeutet „Hingabe“, nämlich ebenfalls die Hingabe an Gott.

Im Hinduismus bezeichnet Bhakti den Weg der liebenden Hingabe an einen personalen Gott. Die Verehrung erfolgt in Form von Gebeten, Liedern (Bhajan) oder der Ehrerweisung (Puja) gegenüber der Gottheit. Besonders ausgeprägt ist die Verehrung Krishnas.

Säkulare Bedeutungen

Motivation

Der Ausdruck „Hingabe“ wird heute vielfach umgangssprachlich verwendet, um zu bezeichnen, dass jemand eine Tätigkeit mit Liebe und Engagement ausübt.

Die Arbeitspsychologie kennt den Terminus organisationales Commitment (commitment = engl. für „Hingabe“, „Bindung“), der die Motivation eines Mitarbeiters bezeichnet, sich für einen Betrieb oder eine Organisation einzusetzen.

Sexuelle Hingabe

Sexuelle Hingabe – als bereitwilliges Sich-Davontragenlassen von sexueller Erregung – wurde in der Westlichen Welt bis ins 20. Jahrhundert eher von Frauen als von Männern erwartet. In seinen Metaphysischen Anfangsgründen der Rechtslehre (1797) hatte jedoch schon Kant festgestellt, dass Mann und Frau sich im Geschlechtsakt einander hingeben. Die Liebenden machen sich füreinander zum Genussobjekt, wobei das Genießen, obwohl von aktiven Momenten durchsetzt, im Ganzen ein passives Verhalten sei.

Eine genaue literarische Beschreibung sexueller Hingabe hat D. H. Lawrence 1928 in seinem als Entwicklungsroman weiblicher Sexualität angelegten Roman Lady Chatterley geliefert. Mit nüchterner Präzision beschreibt Lawrence darin, wie die Hauptfigur, Connie, der zunächst ihr eigener kritischer Intellekt die Liebe zu verderben droht –

– später zu Hingabe und Erfüllung findet:

Literatur

  • Martin Scherer: Hingabe. Versuch über die Verschwendung, zu Klampen Verlag, Springe 2021.

Weblinks

Einzelnachweise


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