In der Mineralogie ist das Typmaterial, auch bekannt als Typstufe, dasjenige Referenzmaterial oder diejenige Referenzstufe, an welchem oder an welcher ein Mineral beschrieben und definiert worden ist. Es handelt sich also um das Material oder die Stufen, an welchen die Eigenschaften, die zur Charakterisierung als neues Mineral ermittelt wurden, bestimmt worden sind.
Typarten
Die folgenden Definitionen für die verschiedenen Arten von Typmaterialien wurden 1987 durch die damalige „Commission on New Minerals and Mineral Names“ (heute „Commission on New Minerals Nomenclature and Classification“) und die „Commission on Museums“ der International Mineralogical Association (IMA) gebilligt.
- Holotyp: Ein Holotyp ist eine Einzelstufe, an der die Originalbeschreibung eines Minerals erfolgt ist.
- Cotyp: Cotypen sind mehrere Stufen, an denen quantitativ Daten für die Originalmineralbeschreibung ermittelt worden sind.
- Neotyp: Ein Neotyp ist eine Stufe, die zur Neubestimmung oder erneuten Untersuchung eines Minerals verwendet wird, wenn Holotyp oder Cotypen nicht auffindbar sind oder sich – nach Prüfung – als ungeeignet für eine Untersuchung erweisen.
Bestimmungszweck
Typmineralstufen sind das Material, welches zur Bestimmung der Daten für die Originalbeschreibung eines neuen Mineralspezies verwendet wird. Sie sind folglich der einzige Beweis für die Untersuchungsergebnisse. Die Definition einer Typstufe (idealerweise Holotyp oder Cotyp) ist ferner notwendig, um Zweifel und Fragen, die sich aus fehlerhaften oder unvollständigen Originalbeschreibungen ergeben, beantworten zu können. Deshalb soll, wenn immer es möglich ist, die Neudefinition, Diskreditierung oder Revalidierung eines Minerals auf der Untersuchung des Typmaterials basieren.
Geschichte
Während das System der Typmaterialien in der Biologie schon seit langem existiert, ist das in der Mineralogie nicht der Fall. Die Neuigkeit dieser Praxis bedeutet, dass mitunter kein Typmaterial existiert. Dies trifft sogar für Minerale zu, die erst im 20. Jahrhundert entdeckt worden sind. Die Publikation „Type specimens in mineralogy“ von Peter G. Embrey und Max Hutchinson Hey im Jahre 1970 beflügelte die Diskussion über Typstufen von Mineralen und führte zur formalen Definition von Typmaterial in der Mineralogie, genehmigt durch die IMA im Jahre 1987.
Heute ist die Deponierung des Typmaterials in von einem professionellen Kurator betreuten Museum eine unabdingbare Notwendigkeit für die Anerkennung eines neuen Minerals seitens der „Commission on New Minerals Nomenclature and Classification“. Üblicherweise wird der Ort der Deponierung und die Sammlungsnummer des Typmaterials in der Typpublikation mitgeteilt. Die „Commission on Museums“ der IMA führt einen Katalog der Typstufen (Catalogue of Type Mineral Specimens), in dem für ein Mineral die Typpublikation sowie die Art des Typmaterials, sein Deponierungsort und die Sammlungsnummer des entsprechenden Museums angegeben ist. Für alle in Museen in Deutschland deponierten Typstufen sind Informationen darüber auch im „Typmineralkatalog Deutschland“ zusammengestellt.
Für einige Länder existieren schriftliche Zusammenstellungen der auf ihren Territorien entdeckten und beschriebenen Minerale und der Deponierung des entsprechenden Typmaterials, so z. B. für Kanada, Italien, die ehemalige Sowjetunion und die Schweiz.
Weblinks
- R. Kurtz: Typmineral-Katalog Deutschland. In: typmineral.uni-hamburg.de. Mineralogisches Museum der Universität Hamburg, 8. August 2020, abgerufen am 4. September 2024.
- Nicolas Meisser, Jacques Lapaire, Mike Rumsey: Catalogue of Type Mineral Specimens (CTMS). In: ima-cm.org. International Mineralogical Association, Februar 2021, abgerufen am 4. September 2024.
Einzelnachweise




